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Aufbruchstimmung

Ein etwas wilder Einblick in meine Gedanken, kurz vor der Abfahrt. Nicht unbedingt was euch in Zukunft auf meinem Blog erwartet, aber ein ehrlicher Einblick.

Es ist Samstagnacht – 01:22 Uhr – und CSD, Vogelball und Spektrum toben in Hamburg. Jedenfalls glaube ich das, denn normalerweise wäre ich garantiert auf einer dieser Veranstaltungen zu finden. Stattdessen sitze ich auf meinem Bett, den Laptop auf dem Schoß und kann nicht so recht schlafen. Immerhin ist meine Abfahrt inzwischen kaum noch einen Tag entfernt. Wobei mich das vor vergangenen Reisen nicht wirklich gestört hätte. Als ich mit 19 nach Neuseeland geflogen bin, setzte die Aufregung zum Beispiel erst ein, als meine Mom und mein Bruder mich am Lübecker Bahnhof abgesetzt hatten und ich allein, mit meinem brandneuen Deuter Rucksack in den Zug Richtung Amsterdam gestiegen bin. Doch dieses Mal fühlt sich alles anders an. Denn dieses Mal habe ich zahllose Stunden in die Vorbereitung der Reise gesteckt. Nicht in die Routenplanung und Sightseeing Ziele – nein, den Weg nach Griechenland werde ich schon finden. Sondern in meinen „digitalen Beiwagen“. Das erste Mal begleite ich eine meiner Reisen mit einem Blog. Das erste Mal Reise ich nicht ausschließlich des Reisens wegen, sondern sammle Spenden für einen guten Zweck. Zwei Aspekte, die um einiges Zeitintensiver waren als ich gedacht hätte. Zeit, die ich mich schon vor der Reise, mit der Reise auseinandergesetzt habe. Zeit in der ich mental bereits in die Reise eingetaucht bin. Und Zeit in der ich alle meine Freunde mit meinen Fortschritten volllabern konnte. Alles Dinge, die ich nicht gewohnt bin. Dinge, die meine Aufmerksamkeit ständig um meine Reise kreisen lassen und mich auch jetzt nicht schlafen lassen. Immerhin will ich doch noch meine Instagram Posts der letzten Tour auf meine Website einpflegen. Und den Trailer hochladen. Und die Website abrunden… Ich beginne zu verstehen, wieso Menschen, die ihre Reisen planen, schon Wochen vorher von nichts anderem sprechen.

 

Bisher bin ich alle meine Abenteuer mit der festen Überzeugung angegangen, dass sich schon alles auf dem Weg ergeben wird. Wie auch sonst? Ich will mir ja die Möglichkeit schaffen, auf die dynamischen Reiseentwicklungen reagieren zu können und nicht in einem festen Zeitplan stecken, der keine Spontanität zulässt. Das ist zum Glück auch dieses Mal so. Immerhin habe ich mir das doppelte an Zeit für die Strecke genommen, wie es sportlich gesehen nötig wäre – zwei Monate. Das habe ich auf meiner letzten Radtour gelernt. Die kürzeste Strecke mal 1,5 rechnen und die dafür nötige Zeit mal 2. Dann kommt eine angenehme Geschwindigkeit mit ausreichend Freiräumen raus. Reiseformeln sozusagen. Manchmal merkt man das Ingenieurstudium dann doch.

 

Aber worauf will ich eigentlich hinaus? In diesem Artikel, der so anders zu sein scheint, als alles, was ich mir vorgenommen habe in den nächsten Monaten zu schreiben. Völlig ziellos, ohne klare Geschichte einfach meine Gedanken. Doch ich denke genau darum geht es. Meine Gedanken ein wenig zu sortieren, damit ich in Ruhe in meine Auszeit starten kann. Ein kleines bisschen des Tohuwabohus der letzten Wochen in den Blog einfließen lassen. Vielleicht, weil ich mich nach all der digitalen Vorbereitung auch hier noch einmal endgültig auf die Abfahrt einschwören muss.

 

Und weil ich auch hier den Wunsch festhalten will, dass alles so klappt wie ich es mir vorstelle. Womit ich wieder nicht die Reise an sich meine. Was soll da schon schiefgehen? Sondern die Spendenaktion. Denn das ist definitiv eine Herausforderung. Wenn ich erstmal Zeit investiert habe, möchte ich natürlich auch, dass das Projekt aufgeht. Aber selbst wenn nicht, eine gute Zeit werde ich so oder so haben. Und darauf freue ich mich jetzt seit über einem Jahr!

 

 

Mit diesem Gedanken werde ich mich jetzt doch schlafen legen. Oder es zumindest versuchen. Denn morgen steht noch einiges an. Zum Beispiel muss ich mein ganzes Zimmer ausräumen und meine Taschen packen. Außerdem steht Helge neben meinem Bett und guckt mich mahnend an. Jedenfalls bilde ich mir das ein. Ein gutes Zeichen, wenn ich schon vor der Abfahrt mein Fahrrad vermenschliche? Ich hoffe es jedenfalls...

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